Stress durch FOMO beim Medienkonsum bekämpfen

Mein Medienkonsum stresst mich häufig. Ich habe RSS-Feeds und Newsletter abonniert, habe ein Digitalabo einer Zeitung, speichere mir Artikel zum Lesen, dazu kommen soziale Medien und Podcasts.

Ich versuche, nur so viel zu abonnieren wie ich auch konsumieren kann. Das funktioniert immer nur eine gewisse Zeit, weil nach und nach immer mehr interessante Quellen dazukommen. Der Gedanke, dass ich nicht genug Zeit haben könnte, alles zu lesen, erzeugt Stress. Wenn der Überhand nimmt, gehe ich meine Quellen durch und bestelle einiges ab, um wieder in die Lage zu kommen, alles konsumieren zu können. Ein unendlicher Kreislauf, mit dem ich alles andere als zufrieden bin.

Mir kam heute Morgen der Gedanke, mal den entgegengesetzten Weg auszuprobieren: Ich folge so vielen Quellen, dass es auch theoretisch gar nicht mehr möglich ist, alles zu konsumieren. Ich habe die Hoffnung, dass mein FOMO sich resigniert zurückzieht und kapituliert. Weg wäre der Stress im Hinterkopf wegen eines ungelesenen Artikels, der irgendwo auf mich warten würde.

Stattdessen visualisiere ich mich, wie ich mir mit einer guten Tasse Kaffee gezielt Zeit nehme um in die bereitstehenden Artikel einzutauchen. Ich lese, was gerade mein Interesse weckt und habe nicht den Anspruch die ganze Liste abzuarbeiten. Nach dem Kaffee kann ich ganz entspannt wieder aufhören und mit meinem Tagwerk fortfahren.

Ein schöner Gedanke.

Die Minimalistische Aktion startet

In den letzten Wochen hat sich sowohl in meinem Leben als auch in den Themen, über die ich schreibe, ein neuer Fokus aufgetan. Seit ich den Minimalismus entdeckt und angefangen habe, ihn in mein Leben zu integrieren, drehen sich hier alle Artikel um das Thema.

Das wird sich so bald auch nicht ändern, deshalb habe ich mich dazu entschieden, dem Thema „Minimalismus“ eine eigene Plattform zu geben. Ich habe die Minimalistische Aktion gestartet und werde dort ab jetzt dauerhaft über den Minimalismus im Allgemeinen und meinen Weg damit im Besonderen schreiben.

Schaut doch mal vorbei!

Minimalismus und Freizeitstress

Ich kämpfe gerade mit dem Minimalismus. Es geht um meine Freizeitgestaltung. Im Moment leide ich wieder mal unter furchtbarem Freizeitstress. Die Erkenntnis, dass ich entspannter bin, je weniger ich mir vornehme, hatte ich schon lange. Entsprechend hatte ich meine Freizeit entschlackt: Meine regelmäßigen Läufe erledigte ich morgens als erstes nach dem Aufstehen und abends verbrachte ich meine Zeit mit lesen und schreiben.

Die Freizeit wird mit Aktivitäten vollgepackt

Ein altes Hobby, das ich aus meiner Freizeit eliminiert hatte, ist das Videospiele spielen, das ich früher leidenschaftlich gern gemacht habe. Es kommt allerdings auch heute noch alle paar Monate vor, dass ich Lust darauf bekomme. Dann kaufe ich mir ein Spiel, auf das ich richtig Lust habe und nehme mir vor, es durchzuspielen. Genau das ist vor ein paar Tagen passiert und ich habe mir das Spiel „The Outer Worlds“ gekauft. Bisher habe ich es ein paar mal kurz angespielt und es gefällt mir sehr.

Wieder ein paar Tage später habe ich durch den Minimalismus das Gitarre spielen wiederentdeckt. Die Gitarre lag die letzten Jahre in ihrem Koffer im Schrank und ist völlig in Vergessenheit geraten. Nach dem ersten Anspielen war aber sofort das Feuer wieder da. Ich übe seitdem wieder täglich ein bisschen und versuche, mir eine neue Spieltechnik draufzuschaffen.

Stress, den ich eigentlich loswerden wollte

Das klingt bisher alles gut, oder? Für mich ist das aber ein großes Problem, denn das sind zusammen genommen wieder eine Menge Tätigkeiten. Ich tue sie alle furchtbar gern, aber sie passen einfach nicht in mein Leben. Das führt dazu, dass ich für mich selbst und für meine Liebsten ungenießbar werde. Ich bin den ganzen Tag genervt und warte darauf, dass ich abends endlich diesen Tätigkeiten nachgehen kann und dann bin ich paralysiert, weil ich mich zwischen den vielen Optionen nicht entscheiden kann. Wenn ich mich für etwas entscheide, fällt etwas anderes hinten runter.

Genau dieser Freizeitstress war für mich der Grund, überhaupt mit dem Minimalismus anzufangen. Die Idee war, meine Handlungsoptionen soweit auszudünnen, dass ich nicht mehr in so viele Richtungen gezogen werde und folglich diese Art Stress nicht mehr empfinde. Ich bin zwar mittlerweile schon viel Kram losgeworden, aber im Prinzip waren das alles „low hanging fruits“: Es war alles Zeug, das herumlag und das ich eh nicht benutzt habe. Das ist sehr wertvoll im Bezug auf die eigene Einstellung als Konsument, aber den großen Einfluss auf mein Stresslevel hat das noch nicht gehabt.

Die Lösung ist klar, aber schwierig

Ich schreibe hier viel um den heißen Brei herum, aber in der Theorie weiß ich, was zu tun ist. Ich muss alle Tätigkeiten danach hinterfragen, was mir wirklich wichtig ist. Und dann alles andere eliminieren. Das ist unheimlich schwer, weil ich sie alle gern tue. Doch letztlich ist es so, dass mir von all den Tätigkeiten das Videospielen am wenigsten wichtig ist. Um also im Sinne des Minimalismus nicht weiter in diese Richtung gezogen werden zu können, müsste ich meine Spielkonsolen loswerden.

So, jetzt ist es raus. Ich bin allerdings mit Videospielen aufgewachsen und verbinde viele schöne Erinnerungen damit. Mit dem Gedanken, das unwiderruflich und endgültig aufzugeben, kann ich mich nicht anfreunden. Dabei ist es rational gesehen so klar: Ein gutes Spiel frisst viele Stunden Zeit. Ich will nicht wissen, wie viele Spiele ich mir mittlerweile gekauft habe, nur um sie ein paar mal kurz anzuspielen. Jedesmal kommt ziemlich schnell die Erkenntnis, dass die Freizeit beim Videospielen verdammt schnell vorübergeht und keine Zeit mehr für andere Dinge ist. Nach kurzer Zeit konkurriert der Wille, dass ich meine Freizeit lieber anders füllen möchte, mit dem Gedanken, dass ich viel Geld für ein Spiel ausgegeben habe und es auch spielen möchte. Obwohl ich das weiß und schon einige Male hinter mir habe, lasse ich mich in einer Begeisterung für ein Spiel immer wieder zu einem Kauf bewegen und blende dabei aus, dass ich eigentlich überhaupt keine Zeit dafür habe.

Ich mogel mich durch

Nach ein paar sehr stressigen Tagen waren die letzten Tage wieder entspannter. Schlüssel war, dass ich das eskalierende Commitment (auch Sunk Costs Fallacy genannt) überwunden habe. Nur weil ich ein Spiel gekauft habe, muss ich es jetzt nicht zwingend spielen. Klar war das aus dem Fenster geworfenes Geld. Aber ich habe die Hoffung, dass ich daraus für die Zukunft gelernt habe und es somit doch noch eine gute Investition war.

Ich weiß aber auch, dass ich mich damit nur halbherzig durchmogel. Die Lösung, die der Minimalismus anbietet, ist die richtige. Ich bringe sie im Moment nicht übers Herz, aber sie ist jetzt in meinem Bewusstsein. Falls ich mich durchringe, die Konsolen loszuwerden, werde ich nach einiger Zeit vermutlich dankbar sein.

Seitdem ich mich auf den Minimalismus commited habe, ist das die erste Situation, in der ich es nicht schaffe, ihn mit letzter Konsequenz durchzuziehen. Ich erwarte, dass ich auf meinem Weg noch viele Höhen und Tiefen durchschreiten werde und werde an dieser Stelle darüber berichten.

Overwhelmed by Benh Lieu Song is licensed under CC BY-SA 2.0.

Durch den Minimalismus alte Leidenschaften wiederentdecken

Die Besitztümer, die wir über die Jahre anhäufen, sind unweigerlich mit Erinnerungen an vergangene Zeiten verbunden. Wenn ein Hobby meine Zwanziger geprägt hat, dann war es das Gitarre spielen. Ich habe unzählige Stunden damit verbracht, meine Lieblings-Punkrocksongs auf der E-Gitarre zu lernen und dann auf kleinen Bühnen mit einer Coverband zum Besten zu geben. Später verbrachte ich dann ebenso viel Zeit mit meiner Akustikgitarre, sang dazu und versuchte mich daran, meine eigenen Songs zu schreiben. Irgendwann in den letzten Jahren ist dieses schöne Hobby allerdings völlig eingeschlafen. Die E-Gitarre verstaubte an der Wand, sah dabei aber immerhin noch gut aus und die Akustikgitarre lag ungespielt in ihrem Koffer im Schrank. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Der Minimalismus hat mir die Gitarren zurück in den Sinn gebracht. Ich bin nach wie vor im Prozess, all meine Besitztümer durchzugehen und alles Unnötige loszuwerden. Dabei stieß ich auf meine Gitarren. Ich musste an die Zeiten denken, in denen ich täglich mehrere Stunden mit ihnen verbracht habe und hatte große Probleme damit, mir einzugestehen, dass diese Zeiten vorbei sind und nicht wiederkommen werden. Letztlich kam aber die Erkenntnis, dass ich in nächster Zeit weder wieder plötzlich in einer Band spielen, noch zuhause allein mit der E-Gitarre alte Punkrockriffs abrocken würde. Ich habe es so schweren Herzens geschafft, mich mental von meiner E-Gitarre zu trennen. Mittlerweile ist sie samt Verstärker und allem Zubehör verkauft.

Allerdings habe ich es nicht übers Herz gebracht, meine Akustikgitarre loszuwerden und damit das alte Hobby komplett abzuschreiben. Klar ist aber, dass jeder Gegenstand, den ich behalte, mein Leben bereichern muss. Also habe ich mir selbst eine Bedingung gesetzt: Wenn ich die Gitarre behalten würde, dürfte sie nicht weiterhin ihr Dasein versteckt im Koffer im Schrank fristen. Wenn sie im Haus bleibt, dann muss ich sie in die Hand nehmen und spielen, und zwar regelmäßig. Ich nahm sie also aus ihrem Koffer und spielte. Ich fand ein Buch mit Songs für die Akustikgitarre im Schrank und suchte mir daraus ein Lied aus, dass ich gern lernen würde. Der Spaß und der Ehrgeiz hatten mich sofort wieder gepackt. Seitdem habe ich die Gitarre jeden Tag in die Hand genommen und geübt.

Ich freue mich, dass ich gerade wieder so viel Spaß am Gitarre spielen gefunden habe. Das lebt im Moment von meiner Begeisterung. Mal sehen, ob ich weiter dabei bleibe, wenn diese Begeisterung weicht. Gewissermaßen ist das also ein Experiment. Falls das Gitarre spielen wieder einschläft, bin ich vielleicht bereit, es endgültig aufzugeben. Vielleicht wird das Hobby aber auch wieder zu einer Leidenschaft, wie es das schon einmal war.

Ich bin dankbar dafür, dass ich mich durch den Minimalismus mit meinen längst vergessenen Besitztümern beschäftige. In diesem Fall hat das dafür gesorgt, dass ich eine alte Leidenschaft wiederentdeckt habe. Ich bin gespannt, zu welchen weiteren Erkenntnissen mich der Minimalismus noch führt.

Young musician playing guitar by Marco Verch is licensed under CC BY 2.0.

Leidenschaft vs. Begeisterung

Minimalismus schafft freie Zeit

Das Reduzieren der eigenen Besitztümer und Tätigkeiten im Minimalismus sorgt dafür, dass man mehr Zeit zur Verfügung hat. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Frage, was man mit dieser neu gewonnen Zeit anfängt. Die Ratschläge klingen immer gleich: Auf keinen Fall sollte man diese Zeit mit Sinnlosem wie den hippsten Influencern auf Instagram oder der skandalösesten durchs Dorf getriebenen Sau auf Twitter verbringen. Stattdessen sollte man in der gewonnen Zeit Dinge tun, die man leidenschaftlich gern tut.

Was ist Leidenschaft?

Doch wer kann schon für sich eindeutig beantworten, für was (außer gutem, veganem Essen!) er eine Leidenschaft hegt? Ich zumindest kann das nicht. Ein Grund dafür ist, dass Leidenschaft sehr oft mit Begeisterung verwechselt wird. Für mich startet alles, was ich anfange, mit Begeisterung. Diese Begeisterung ist der Grund, überhaupt etwas anzufangen. Leider bleibt diese Begeisterung nicht dauerhaft, sondern sie kommt und geht in Wellen. Wenn man über längere Zeit eine Tätigkeit regelmäßig verfolgt und daran arbeitet, kommt irgendwann der Punkt, an dem sich eine Leidenschaft dafür entwickelt.

Laufen

Ich habe irgendwann um 2013/2014 herum mit dem Laufen angefangen. Mein Ziel war von Anfang an, irgendwann einmal einen Halbmarathon mitzulaufen, doch ich lie f nur sehr unregelmäßig und als ich beruflich viel reisen musste, überhaupt nicht mehr. Ende 2018 zeichnete sich ab, dass ich in 2019 einen großen Anteil meiner Arbeit von zuhause aus erledigen können würde. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon länger unzufrieden damit, dass ich mich so wenig bewegte, und so war es für mich ein offensichtliches Vorhaben, regelmäßig zu laufen. Als Ziel für 2019 setzte ich mir die Teilnahme an einem Halbmarathon. Bis heute laufe ich seitdem unabhängig von Wind und Wetter regelmäßig und bin mittlerweile drei Halbmarathons gelaufen. Das Laufen ist ein so fester Bestandteil meines Lebens geworden, dass es mich ärgert, wenn ich einen eingeplanten Lauf wegen Krankheit oder anderweitigen Terminen nicht wahrnehmen kann. Es ist eine echte Leidenschaft geworden, die für mich eine sehr hohe Priorität genießt.

Schreiben

In meinem Leben habe ich schon so einige Versuche gestartet, regelmäßiges Schreiben in meinen Alltag zu integrieren. Den aktuellen Versuch habe ich im Juli 2019 gestartet. Ich bin seitdem durch einige Begeisterungshochs und -tiefs geschritten. Einen Text wie diesen hier zu schreiben, ist harte Arbeit, für die ich eine große Selbstdisziplin an den Tag legen muss. Einen Artikel fertiggestellt zu haben, fühlt sich jedoch immer fantastisch an. Das Ziel, regelmäßig zu schreiben, habe ich immer noch. Ich hoffe, dass sich die Arbeit irgendwann auszahlen wird und aus dem Schreiben eine echte Leidenschaft entsteht. Bisher ist es das noch nicht.

Fazit

Begeisterung an etwas ist flüchtig. Meist ist sie der Grund, wieso man mit einer Tätigkeit beginnt und im Laufe der Zeit ist sie mal mehr und mal weniger stark ausgeprägt. Erst wenn man eine Tätigkeit so lange und regelmäßig ausführt, dass sie unabhängig von der Begeisterung ein fester Teil des Lebens geworden ist, kann sich eine Leidenschaft dafür entwickeln.

Es ist interessant, sich selbst den Unterschied zwischen einer Begeisterung und einer Leidenschaft vor Augen zu führen. Ich denke im Moment viel darüber nach. Es gibt eine Menge Tätigkeiten, die ich früher einmal leidenschaftlich gern gemacht habe, heute aber gar nicht mehr oder nur noch sporadisch tue. Erinnert werde ich daran, wenn ich die entsprechenden Gegenstände beim Ausmisten finde. Dies ist ein weiterer Effekt des Minimalismus, über den ich demnächst einen Artikel schreiben werde.

Excitement!“ by Masahito Oku is licensed under CC BY-NC-ND 2.0.

Minimalismus und Bücher

Wie in meinem letzten Artikel beschrieben habe ich den Minimalismus für mich entdeckt und befasse mich gerade damit, alles, was ich nicht unbedingt benötige, loszuwerden. Bei den meisten Dingen fällt mir das überraschend leicht. Ich habe nicht viele nutzlose Dinge, an denen ich trotzdem emotional hänge.

Eine interessante Ausnahme sind Bücher. Ich widme einen großen Teil meiner Freizeit dem Lesen. Dementsprechend bin ich gern von Büchern umgeben. Ich habe in den letzten Jahren Wert darauf gelegt, mein Bücherregal Stück für Stück zu füllen, aber warum eigentlich? Welchen Wert hat ein Regal voller Bücher?

Rolle von gefüllten Bücherregalen

Wenn ich darüber nachdenke, komme ich schnell darauf, dass Bücher in der Wohnung eine Art Statussymbol sind. Klar, ein volles Bücherregal erweckt auf andere den Anschein, dass man belesen und intelligent wäre. Leider sorgt es nicht dafür, dass man tatsächlich belesen und intelligent ist. Dafür müsste man den Aufwand treiben, wirklich zu lesen. Ob man die Bücher im Regal stehen hat, ist völlig irrelevant. Wenn ich ehrlich bin, war ein wesentlicher Grund für mich, ein Bücherregal zu füllen, genau dieser Status. Ein weiterer war die Ästhetik. Ein volles Bücherregal sieht halt einfach schick aus. Allerdings muss ich zugeben, dass die Ecke, in der mein Bücherregal steht, ohne eben dieses Bücherregal viel schöner aussehen würde. Diese Erkenntnisse haben bei mir dafür gesorgt, dass ich jegliches emotionales Hängen an meinen Büchern ablegen konnte.

Bücher ausmisten

Daraufhin bin ich jedes meiner Bücher einzeln durchgegangen und habe mir folgende Fragen gestellt:

Wenn ich das Buch schon gelesen habe:

  • Möchte ich das Buch in nächster Zeit nochmal lesen? -> behalten
  • Werde ich das Buch noch als Referenz oder zum Nachschlagen nutzen? -> behalten

Wenn ich das Buch noch nicht gelesen habe:

  • Hand aufs Herz: Werde ich das Buch noch lesen? -> behalten

Alle anderen Bücher, also fast alle, habe ich aussortiert. Mit der App von Momox habe ich die aussortierten Bücher gescannt und diejenigen, bei denen es sich gelohnt hat, in ein riesiges Paket gepackt und an Momox versendet. Alle anderen Bücher, die ich aussortieren möchte, habe ich erstmal auf einem Stapel in unserer Abstellkammer gesammelt. Diese werden an die Stadtbücherei gespendet, sobald sie wieder geöffnet ist (Die Stadtbücherei ist wegen des Corona-Viruses momentan geschlossen).

Paket voller Bücher für Momox

Zukünftiges Vorgehen

Wenn ich ein Buch lesen möchte, ist unsere Stadtbücherei weiterhin erste Wahl. Wenn es dort physisch oder digital zur Ausleihe verfügbar ist: bestens. Damit gebe ich weder Geld aus noch häufe ich Gegenstände an. Anders sieht es aus, wenn ich ein Buch lesen möchte, das ich nicht ausleihen kann. In dem Fall muss es gekauft werden. Ich möchte im Moment keine Regel aufstellen, ob ich ein Buch digital oder physisch kaufe. Das entscheide ich je nach Laune. Doch wenn ich es physisch kaufe und lese, möchte ich dafür sorgen, dass es in nahezu allen Fällen nach dem Lesen weitergegeben wird und nicht im Schrank Staub ansetzt.

Mein Minimalismus-Vorhaben ist sehr gut angelaufen. Ich bin erstaunt, wie viel Kram ich innerhalb kurzer Zeit losgeworden bin und bisher habe ich es in meinem Alltag nichtmal bemerkt. Die größte Auswirkung ist für mich nicht das Zeug, das ich loswerde, sondern die damit verbundene wesentliche Veränderung meiner Grundeinstellung zum alltäglichen Konsumverhalten. Ich bin sehr gespannt, ob sich diese Veränderung auf Dauer manifestiert oder ob es nur ein vorübergehender Effekt meiner Anfangseuphorie ist. Ich werde demnächst weiter über meine Erfahrungen berichten.

Two stacks of books next to each other“ by Horia Varlan is licensed under CC BY 2.0.

Minimalismus

Ich besitze so viel Kram, der mich in alle Richtungen zieht. Spielkonsolen, iPad, Mac, iPhone, Smartwatch, Bücher, Kindle, Gitarren und jede Menge weiteren Technikkrams. Dann noch meine ganzen digitalen Eingangskörbe: Tageszeitung, Newsletter, RSS-Feeds, Pocket-Leseliste, Podcasts, Hörbücher, E-Mail, Soziale Netzwerke. Außerdem arbeite ich 40 Stunden in der Woche. Habe eine Familie mit zwei Kindern.

Es ist zu voll. Ich fühle mich gestresst, gehetzt. Ich kann keine meiner Tätigkeiten genießen, weil ich noch den ganzen anderen Kram im Kopf habe, der ebenfalls nach meiner Aufmerksamkeit verlangt. Was davon ist wichtig, essentiell? Selbst wenn ich mit meinen Kindern spiele, denke ich die ganze Zeit an was anderes. Da ist dieser konstante Druck, dass ich etwas bedeutungsvolles mit meiner Zeit anfangen müsste, ohne dass ich wüsste, was das sein könnte. Schreiben vielleicht?

In den Büchern, die ich gerade lese, geht es um Minimalismus. Es geht darum, den ganzen bedeutungslosen Ballast loszuwerden. Und darum, Klarheit zu erlangen. Klarheit über das, was essentiell ist. Und die Zeit und den Fokus, sich genau damit zu beschäftigen. Das klingt zu schön um wahr zu sein.

Ich bin jetzt dabei, radikal auszumisten. Am Anfang ist das leicht. Ich habe so viel Kram, den ich weder benutze noch brauche. All das wird entweder verkauft, verschenkt oder verschrottet. Ich möchte das gern über die einfachen Fälle hinaus weitertreiben. Ich will nur noch besitzen, was eine Funtkion für mich erfüllt oder mir wirklich Freude bringt. Das gilt auch für Neuanschaffungen. Dieses neue MacBook Air hat es mir angetan. Noch vor ein paar Tagen hätte ich es mir bereits geklickt. Aber brauche ich das wirklich? Nein, ich brauche und kaufe es nicht. Das kostet im Moment viel Energie. Ich möchte, dass die neue Einstellung in Fleisch und Blut übergeht.

Genauso wichtig ist mir das digitale Ausmisten. Ich möchte nichts meine Aufmerksamkeit schenken, was mir nicht sehr wichtig ist. Es ist ok, auch mal nichts Neues in meinen Feeds zu finden. Ich könnte einfach mal so über etwas nachdenken. Verrückte Idee. Die sozialen Netzwerken habe ich (mal wieder) von allen Geräten entfernt. Bei allen anderen Feeds hinterfrage ich alles, ob es mir wirklich so wichtig ist, dass ich es nicht abbestellen kann. Das meiste ist bereits weg. Ich checke jetzt oft, ohne dass es was Neues gibt. Bis vor kurzem gab es immer etwas Neues dort. Die alten Gewohnheiten müssen weg.

Ich möchte mein Leben vereinfachen. Ich möchte Klarheit und Fokus auf das Essentielle. Ich möchte in der Lage sein, meine Zeit zu genießen. Ich möchte meinen Stress loswerden und meine volle Aufmerksamkeit dem widmen, was ich gerade tue. Ich möchte die Chance haben, eine Leidenschaft für etwas zu entwickeln. Ich möchte den Minimalismus ausprobieren. Ein spannender Weg liegt vor mir, dem ich freudig und neugierig entgegen blicke. Ich werde sicher viel zu erzählen haben darüber.

Minimalism......“ by Md. Al Amin is licensed under CC BY 2.0.

Der eigenen Kreativität Raum geben

Das Ziel: Äußere Einflüsse eliminieren

Ich halte mich nicht für einen kreativen Menschen, eher das Gegenteil ist wahr. Wenn ich ehrlich bin, ist das aber auch kein Wunder. Den ganzen Tag über nehme ich Informationen in mich auf, ohne dass ich mir die Zeit nehme, diese zu verarbeiten und eigene, kreative Gedanken auszubrüten. Seitdem ich im letzten Jahr „Digital Minimalism“ von Cal Newport gelesen habe, verfolgt mich der Wunsch danach, meinen eigenen Gedanken Raum zur Entfaltung zu geben. Es reicht nicht, einfach Zeit für sich allein zu haben, sondern es ist wichtig, dass man dabei alle äußeren Einflüsse eliminiert. Keine Videos, keine Podcasts, keine Hörbücher, keine Texte, keine Benachrichtungen usw. Nur man selbst und seine eigenen Gedanken. Das ist die Voraussetzung für die Entfaltung der eigenen Kreativität.

Das Problem: Ich und meine Kopfhörer

Ich bin viel allein unterwegs, sei es beim Pendeln zur Arbeit oder beim regelmäßigen Laufen. Das wären eigentlich eine Menge toller Gelegenheiten, in denen ich meinen Gedanken Raum geben könnte. Doch stattdessen habe ich stets Kopfhörer auf den Ohren. Es ist immer entweder ein Podcast oder ein Hörbuch dabei. Da meine Playlist immer gefüllt ist, halte ich Zeit, die ich ohne Kopfhörer unterwegs bin, für vertane Zeit. Diese Einstellung habe ich bisher nicht ändern können, auch wenn ich die Anzahl abonnierter Podcasts bereits radikal reduziert habe.

Die bisherigen Versuche: halbherzig

Nach dem Lesen von „Digital Minimalism“ habe ich zu Hause einige Male versucht, mir Zeit zum Denken einzuräumen. Ich habe es aber nie lange durchgehalten. Meist habe ich mich nach zehn Minuten wieder dabei erwischt, wie ich einen interessanten Artikel gelesen habe. In der kurzen Zeit konnte sich nie ein klarer Gedankengang entwickeln.

Die Offenbarung: Laufen ohne Kopfhörer

Mein Tag begann heute sehr ärgerlich. Als ich laufen gehen wollte, hat die Audible App auf meiner Apple Watch nicht funktioniert. Sie wollte mein aktuelles Hörbuch einfach nicht abspielen. Podcasts hatte ich auch keine in der Playlist. Also lief ich gezwungenermaßen ohne Kopfhörer los. Das war in den ersten 20 Minuten ziemlich doof. Ich war verärgert, dass ich mein Hörbuch nicht weiterhören konnte und war mir gar nicht bewusst, welch wunderbare Gelegenheit das war, allein mit meinen Gedanken zu sein. Das änderte sich in der zweiten Hälfte meines Laufs. Ich habe mich irgendwann dabei erwischt, wie ich in tiefsten Gedanken versunken war und gar nicht mehr wahrnahm, wo ich eigentlich langlief. Ich dachte über ein Thema nach, das mich schon lange beschäftigte und ich erreichte während dieses Laufes eine gedankliche Klarheit, die ich vorher nie erreicht hatte.

Die Schlussfolgerung: Das muss ich regelmäßig machen

Ich war nach dem Lauf begeistert von der Erfahrung, mit mir selbst allein zu sein. Ich nehme mir fest vor, in Zukunft regelmäßig bei meinen Läufen auf Kopfhörer zu verzichten. In den Zusammenhang passt ein Vorhaben, das ich ebenfalls schon länger plane: Einen Personal Retreat durchzuführen. Ich habe mir dazu vor einiger Zeit den Videokurs von Mike Schmitz gekauft und angeschaut. Die Vorstellung, einen kompletten Tag für mich allein ohne äußere Einflüsse zu haben klingt für mich nach einer fernen Utopie. Gerade weil es solche Gelegenheiten, meinen Gedanken Raum zu geben, in meinem Alltag quasi überhaupt nicht gibt, würde ich das sehr gern mal ausprobieren.

Foggy Morning Jogger“ by Ken Mattison is licensed under CC BY-NC-ND 2.0.