Das Ziel: Äußere Einflüsse eliminieren

Ich halte mich nicht für einen kreativen Menschen, eher das Gegenteil ist wahr. Wenn ich ehrlich bin, ist das aber auch kein Wunder. Den ganzen Tag über nehme ich Informationen in mich auf, ohne dass ich mir die Zeit nehme, diese zu verarbeiten und eigene, kreative Gedanken auszubrüten. Seitdem ich im letzten Jahr „Digital Minimalism“ von Cal Newport gelesen habe, verfolgt mich der Wunsch danach, meinen eigenen Gedanken Raum zur Entfaltung zu geben. Es reicht nicht, einfach Zeit für sich allein zu haben, sondern es ist wichtig, dass man dabei alle äußeren Einflüsse eliminiert. Keine Videos, keine Podcasts, keine Hörbücher, keine Texte, keine Benachrichtungen usw. Nur man selbst und seine eigenen Gedanken. Das ist die Voraussetzung für die Entfaltung der eigenen Kreativität.

Das Problem: Ich und meine Kopfhörer

Ich bin viel allein unterwegs, sei es beim Pendeln zur Arbeit oder beim regelmäßigen Laufen. Das wären eigentlich eine Menge toller Gelegenheiten, in denen ich meinen Gedanken Raum geben könnte. Doch stattdessen habe ich stets Kopfhörer auf den Ohren. Es ist immer entweder ein Podcast oder ein Hörbuch dabei. Da meine Playlist immer gefüllt ist, halte ich Zeit, die ich ohne Kopfhörer unterwegs bin, für vertane Zeit. Diese Einstellung habe ich bisher nicht ändern können, auch wenn ich die Anzahl abonnierter Podcasts bereits radikal reduziert habe.

Die bisherigen Versuche: halbherzig

Nach dem Lesen von „Digital Minimalism“ habe ich zu Hause einige Male versucht, mir Zeit zum Denken einzuräumen. Ich habe es aber nie lange durchgehalten. Meist habe ich mich nach zehn Minuten wieder dabei erwischt, wie ich einen interessanten Artikel gelesen habe. In der kurzen Zeit konnte sich nie ein klarer Gedankengang entwickeln.

Die Offenbarung: Laufen ohne Kopfhörer

Mein Tag begann heute sehr ärgerlich. Als ich laufen gehen wollte, hat die Audible App auf meiner Apple Watch nicht funktioniert. Sie wollte mein aktuelles Hörbuch einfach nicht abspielen. Podcasts hatte ich auch keine in der Playlist. Also lief ich gezwungenermaßen ohne Kopfhörer los. Das war in den ersten 20 Minuten ziemlich doof. Ich war verärgert, dass ich mein Hörbuch nicht weiterhören konnte und war mir gar nicht bewusst, welch wunderbare Gelegenheit das war, allein mit meinen Gedanken zu sein. Das änderte sich in der zweiten Hälfte meines Laufs. Ich habe mich irgendwann dabei erwischt, wie ich in tiefsten Gedanken versunken war und gar nicht mehr wahrnahm, wo ich eigentlich langlief. Ich dachte über ein Thema nach, das mich schon lange beschäftigte und ich erreichte während dieses Laufes eine gedankliche Klarheit, die ich vorher nie erreicht hatte.

Die Schlussfolgerung: Das muss ich regelmäßig machen

Ich war nach dem Lauf begeistert von der Erfahrung, mit mir selbst allein zu sein. Ich nehme mir fest vor, in Zukunft regelmäßig bei meinen Läufen auf Kopfhörer zu verzichten. In den Zusammenhang passt ein Vorhaben, das ich ebenfalls schon länger plane: Einen Personal Retreat durchzuführen. Ich habe mir dazu vor einiger Zeit den Videokurs von Mike Schmitz gekauft und angeschaut. Die Vorstellung, einen kompletten Tag für mich allein ohne äußere Einflüsse zu haben klingt für mich nach einer fernen Utopie. Gerade weil es solche Gelegenheiten, meinen Gedanken Raum zu geben, in meinem Alltag quasi überhaupt nicht gibt, würde ich das sehr gern mal ausprobieren.

Foggy Morning Jogger“ by Ken Mattison is licensed under CC BY-NC-ND 2.0.

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