Minimalismus schafft freie Zeit
Das Reduzieren der eigenen Besitztümer und Tätigkeiten im Minimalismus sorgt dafür, dass man mehr Zeit zur Verfügung hat. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Frage, was man mit dieser neu gewonnen Zeit anfängt. Die Ratschläge klingen immer gleich: Auf keinen Fall sollte man diese Zeit mit Sinnlosem wie den hippsten Influencern auf Instagram oder der skandalösesten durchs Dorf getriebenen Sau auf Twitter verbringen. Stattdessen sollte man in der gewonnen Zeit Dinge tun, die man leidenschaftlich gern tut.
Was ist Leidenschaft?
Doch wer kann schon für sich eindeutig beantworten, für was (außer gutem, veganem Essen!) er eine Leidenschaft hegt? Ich zumindest kann das nicht. Ein Grund dafür ist, dass Leidenschaft sehr oft mit Begeisterung verwechselt wird. Für mich startet alles, was ich anfange, mit Begeisterung. Diese Begeisterung ist der Grund, überhaupt etwas anzufangen. Leider bleibt diese Begeisterung nicht dauerhaft, sondern sie kommt und geht in Wellen. Wenn man über längere Zeit eine Tätigkeit regelmäßig verfolgt und daran arbeitet, kommt irgendwann der Punkt, an dem sich eine Leidenschaft dafür entwickelt.
Laufen
Ich habe irgendwann um 2013/2014 herum mit dem Laufen angefangen. Mein Ziel war von Anfang an, irgendwann einmal einen Halbmarathon mitzulaufen, doch ich lie f nur sehr unregelmäßig und als ich beruflich viel reisen musste, überhaupt nicht mehr. Ende 2018 zeichnete sich ab, dass ich in 2019 einen großen Anteil meiner Arbeit von zuhause aus erledigen können würde. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon länger unzufrieden damit, dass ich mich so wenig bewegte, und so war es für mich ein offensichtliches Vorhaben, regelmäßig zu laufen. Als Ziel für 2019 setzte ich mir die Teilnahme an einem Halbmarathon. Bis heute laufe ich seitdem unabhängig von Wind und Wetter regelmäßig und bin mittlerweile drei Halbmarathons gelaufen. Das Laufen ist ein so fester Bestandteil meines Lebens geworden, dass es mich ärgert, wenn ich einen eingeplanten Lauf wegen Krankheit oder anderweitigen Terminen nicht wahrnehmen kann. Es ist eine echte Leidenschaft geworden, die für mich eine sehr hohe Priorität genießt.
Schreiben
In meinem Leben habe ich schon so einige Versuche gestartet, regelmäßiges Schreiben in meinen Alltag zu integrieren. Den aktuellen Versuch habe ich im Juli 2019 gestartet. Ich bin seitdem durch einige Begeisterungshochs und -tiefs geschritten. Einen Text wie diesen hier zu schreiben, ist harte Arbeit, für die ich eine große Selbstdisziplin an den Tag legen muss. Einen Artikel fertiggestellt zu haben, fühlt sich jedoch immer fantastisch an. Das Ziel, regelmäßig zu schreiben, habe ich immer noch. Ich hoffe, dass sich die Arbeit irgendwann auszahlen wird und aus dem Schreiben eine echte Leidenschaft entsteht. Bisher ist es das noch nicht.
Fazit
Begeisterung an etwas ist flüchtig. Meist ist sie der Grund, wieso man mit einer Tätigkeit beginnt und im Laufe der Zeit ist sie mal mehr und mal weniger stark ausgeprägt. Erst wenn man eine Tätigkeit so lange und regelmäßig ausführt, dass sie unabhängig von der Begeisterung ein fester Teil des Lebens geworden ist, kann sich eine Leidenschaft dafür entwickeln.
Es ist interessant, sich selbst den Unterschied zwischen einer Begeisterung und einer Leidenschaft vor Augen zu führen. Ich denke im Moment viel darüber nach. Es gibt eine Menge Tätigkeiten, die ich früher einmal leidenschaftlich gern gemacht habe, heute aber gar nicht mehr oder nur noch sporadisch tue. Erinnert werde ich daran, wenn ich die entsprechenden Gegenstände beim Ausmisten finde. Dies ist ein weiterer Effekt des Minimalismus, über den ich demnächst einen Artikel schreiben werde.
”Excitement!“ by Masahito Oku is licensed under CC BY-NC-ND 2.0.
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