Wie in meinem letzten Artikel beschrieben habe ich den Minimalismus für mich entdeckt und befasse mich gerade damit, alles, was ich nicht unbedingt benötige, loszuwerden. Bei den meisten Dingen fällt mir das überraschend leicht. Ich habe nicht viele nutzlose Dinge, an denen ich trotzdem emotional hänge.

Eine interessante Ausnahme sind Bücher. Ich widme einen großen Teil meiner Freizeit dem Lesen. Dementsprechend bin ich gern von Büchern umgeben. Ich habe in den letzten Jahren Wert darauf gelegt, mein Bücherregal Stück für Stück zu füllen, aber warum eigentlich? Welchen Wert hat ein Regal voller Bücher?

Rolle von gefüllten Bücherregalen

Wenn ich darüber nachdenke, komme ich schnell darauf, dass Bücher in der Wohnung eine Art Statussymbol sind. Klar, ein volles Bücherregal erweckt auf andere den Anschein, dass man belesen und intelligent wäre. Leider sorgt es nicht dafür, dass man tatsächlich belesen und intelligent ist. Dafür müsste man den Aufwand treiben, wirklich zu lesen. Ob man die Bücher im Regal stehen hat, ist völlig irrelevant. Wenn ich ehrlich bin, war ein wesentlicher Grund für mich, ein Bücherregal zu füllen, genau dieser Status. Ein weiterer war die Ästhetik. Ein volles Bücherregal sieht halt einfach schick aus. Allerdings muss ich zugeben, dass die Ecke, in der mein Bücherregal steht, ohne eben dieses Bücherregal viel schöner aussehen würde. Diese Erkenntnisse haben bei mir dafür gesorgt, dass ich jegliches emotionales Hängen an meinen Büchern ablegen konnte.

Bücher ausmisten

Daraufhin bin ich jedes meiner Bücher einzeln durchgegangen und habe mir folgende Fragen gestellt:

Wenn ich das Buch schon gelesen habe:

  • Möchte ich das Buch in nächster Zeit nochmal lesen? -> behalten
  • Werde ich das Buch noch als Referenz oder zum Nachschlagen nutzen? -> behalten

Wenn ich das Buch noch nicht gelesen habe:

  • Hand aufs Herz: Werde ich das Buch noch lesen? -> behalten

Alle anderen Bücher, also fast alle, habe ich aussortiert. Mit der App von Momox habe ich die aussortierten Bücher gescannt und diejenigen, bei denen es sich gelohnt hat, in ein riesiges Paket gepackt und an Momox versendet. Alle anderen Bücher, die ich aussortieren möchte, habe ich erstmal auf einem Stapel in unserer Abstellkammer gesammelt. Diese werden an die Stadtbücherei gespendet, sobald sie wieder geöffnet ist (Die Stadtbücherei ist wegen des Corona-Viruses momentan geschlossen).

Paket voller Bücher für Momox

Zukünftiges Vorgehen

Wenn ich ein Buch lesen möchte, ist unsere Stadtbücherei weiterhin erste Wahl. Wenn es dort physisch oder digital zur Ausleihe verfügbar ist: bestens. Damit gebe ich weder Geld aus noch häufe ich Gegenstände an. Anders sieht es aus, wenn ich ein Buch lesen möchte, das ich nicht ausleihen kann. In dem Fall muss es gekauft werden. Ich möchte im Moment keine Regel aufstellen, ob ich ein Buch digital oder physisch kaufe. Das entscheide ich je nach Laune. Doch wenn ich es physisch kaufe und lese, möchte ich dafür sorgen, dass es in nahezu allen Fällen nach dem Lesen weitergegeben wird und nicht im Schrank Staub ansetzt.

Mein Minimalismus-Vorhaben ist sehr gut angelaufen. Ich bin erstaunt, wie viel Kram ich innerhalb kurzer Zeit losgeworden bin und bisher habe ich es in meinem Alltag nichtmal bemerkt. Die größte Auswirkung ist für mich nicht das Zeug, das ich loswerde, sondern die damit verbundene wesentliche Veränderung meiner Grundeinstellung zum alltäglichen Konsumverhalten. Ich bin sehr gespannt, ob sich diese Veränderung auf Dauer manifestiert oder ob es nur ein vorübergehender Effekt meiner Anfangseuphorie ist. Ich werde demnächst weiter über meine Erfahrungen berichten.

Two stacks of books next to each other“ by Horia Varlan is licensed under CC BY 2.0.

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