Ein großes Problem, das ich in Gesprächen mit anderen Menschen habe, ist, dass ich nicht viel von mir preisgebe. Ich möchte von anderen nicht abgelehnt werden, daher gebe ich oft keine Meinungen preis, ohne dass ich mir dabei sicher bin, dass der andere mir zustimmt. Je unsicherer ich mich gegenüber dem anderen fühle, desto mehr halte ich mich zurück.

Das Zauberwort heißt „Verwundbarkeit“. Brené Brown spricht in ihrem Buch „Daring Greatly“ davon, dass wenn man schlecht darin ist, Verwundbarkeit zu zeigen, man meist umso besser darin ist, sich zu schämen. Das fühle ich ganz stark in Gesprächen mit anderen Menschen, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext.

Wie kann ich also lernen, mich verwundbarer zu zeigen? In erster Linie durch Übung. Wenn ich mir regelmäßig Mühe gebe, mich verwundbar zu zeigen und merke, dass dabei gar nichts Schlimmes passiert, stellt sich irgendwann ein Gewöhnungseffekt ein, der es mir stetig leichter macht.

Ich habe aber auch die Hoffnung, dass meine Schreibgewohnheit mir dabei hilft, mich in Gesprächen verwundbarer zu zeigen. Mich in meinen Texten preiszugeben fällt mir verhältnismäßig leicht. Ich versuche bewusst, mich nicht zu verstecken. Und ich möchte nicht davor zurückschrecken, diese persönlichen Texte auf meinem Blog zu veröffentlichen. Das fällt mir nicht schwer, da ich kein Gegenüber habe, was sofort mit Ablehnung darauf reagieren könnte. Bisher habe ich noch keine negativen Reaktionen auf meine Texte erhalten.

Wie bereits in früheren Artikeln erwähnt, dient das Schreiben mir dazu, meine eigenen Gedanken zu sortieren. Durch das Schreiben entstehen also sortierte Gedanken, in denen ich mich verwundbar zeige. Diese formuliert zu haben, sorgt hoffentlich dafür, dass ich sie auch in Gesprächen abrufen und artikulieren kann. Teilweise habe ich bereits Erfolge gefeiert. Manchmal streift ein Gespräch mit einem Kollegen mal ein Thema, über das ich bereits geschrieben habe. Letztens beispielsweise, wie wir heutzutage unsere Technologie nutzen und unpersönliche Textnachrichten persönlichen Gesprächen oder Telefonaten vorziehen. Meist laufen Gespräche so ab, dass mein Gesprächstpartner etwas erzählt und ich nur zustimme oder vielleicht kurze Ergänzungen einbringen. Nur sehr selten traue ich mich, selbst eine neue Perspektive einzubringen. Zu dem Thema oben, zu dem ich mir bereits Gedanken gemacht und sie schriftlich festgehalten habe, habe ich das aber geschafft. Natürlich gehört dann dazu, dass über die eingebrachte Perspektive diskutiert wird. Aber egal, ob der Gesprächspartner letztlich zustimmt oder nicht, ich empfinde solche Situationen als sehr befriedigend und ich hätte sie gern in mehr von meinen Gesprächen.

Daher werde ich weiter schreiben, um zu den Themen, die mich beschäftigen und die mir am Herzen liegen, meine Gedanken zu formen und aufzuschreiben. Einmal niedergeschrieben ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man sich in Gesprächen daran erinnert.

Natürlich ist mir klar, dass das ein langer, schwieriger Weg ist. Aber es ist ein positiver Weg, den ich gern verfolge. Die Alternative, in die ich immer wieder hineingeschlittert bin, ist, dass ich mich vor und während Gesprächen selbst unter Druck setze, etwas beizutragen. Das lähmt dann jedoch noch mehr und es kommen mir gar keine guten Gesprächsbeiträge mehr in den Sinn. Diesen Druck möchte ich mir auf keinen Fall mehr machen. Lieber Gespräche entspannt angehen und eben akzeptieren, dass man es schwierig findet, sich in unkomfortablen Situationen aktiv an Gesprächen zu beteiligen. Dabei kann man ganz ruhig daran arbeiten, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass man etwas beitragen kann, eben indem man dafür sorgt, dass man strukturierte Gedanken abrufbar hat.

Hast du auch Probleme, dich zu zeigen und in der Folge Schwierigkeiten, engere Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen? Welche Strategien hast du, diese Zurückhaltung zu überwinden? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.

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