Kommt dir das bekannt vor? Du nimmst dein Smartphone in die Hand um etwas zu erledigen. Doch dann siehst du auf dem Homescreen die ganzen App-Icons und Badges und ohne nachzudenken öffnest du Twitter und checkst deine Timeline. Ein paar Minuten später weißt du gar nicht mehr, was du eigentlich erledigen wolltest.

Twitter ist ein sogenannter „Infinity Pool“. Diesen Ausdruck habe ich vor kurzem im Buch „Mehr Zeit“ von Jake Knapp und John Zeratsky gelernt. Ein Infinity Pool ist eine App oder eine andere Quelle, deren Inhalt sich ständig erneuert. Somit aktiviert die App schon wenn wir nur das Icon sehen das Belohnungszentrum in unserem Gehirn und wir starten sie wie im Autopilot um ein neues Informationshäppchen zu bekommen.

Gerade auf dem Smartphone sind diese Infinity Pools problematisch, weil wir unsere Telefone in der Regel immer dabeihaben. Sie verleiten uns dazu, das Gerät in jeder unbeschäftigten Sekunde aus der Tasche zu ziehen und zu aktualisieren. Doch nicht nur das: Oft können wir nicht einmal aufmerksam ein Gespräch führen oder konzentriert arbeiten, ohne dass wir wie Süchtige immer wieder zum Smartphone greifen.

Um diesem Suchtverhalten entgegenwirken zu können, ist es eine gute Idee, alle Infinity Pools auf dem Telefon zu identifizieren und zu löschen. Offensichtliche Übeltäter sind Social Media Apps wie Twitter, Facebook und Instagram. Aber auch der E-Mail-Client und Nachrichten-Apps gehören dazu. Mein Schwachpunkt ist mein RSS-Reader: Ich bringe es nicht übers Herz, ihn zu löschen. Zumindest habe ich ihn in einen Ordner auf die dritte Seite meines Homescreens verbannt, so dass das Icon mich nicht mehr ablenkt, wenn ich eigentlich etwas ganz anderes tun möchte.

Neben dem Löschen von Infinity Pools gehört auch das Abschalten von Benachrichtigungen zu einem ablenkungsfreien Telefon dazu. Hier sollte man so rigoros wie möglich sein so viele wie möglich abschalten. Das gilt sowohl für die Banner auf dem Sperrbildschirm als auch für die Badges an den App-Icons. Ziel ist es, dass du selbst die Kontrolle darüber übernimmst, wann du in welche App schaust und es nicht als Reaktion auf die ständig eintreffenden Benachrichtigungen tust. Es sollten nur solche Benachrichtigungen zugelassen werden, die dich in dem, was dir wichtig ist, unterstützen.

Nach genau dem gleichen Prinzip solltest du entscheiden, welche Apps auf der ersten Seite deines Homescreens Platz finden. Das sollten Apps sein, die dich entweder produktiv unterstützen oder die sinnvolles Verhalten fördern. Auf meinem Homescreen befinden sich nur noch eine Hand voll Apps. Beispiele sind ‎Harvest für meine tägliche berufliche Zeiterfassung und Streaks zum Tracken der Gewohnheiten, die ich etablieren möchte.

Ich arbeite schon seit einigen Wochen daran, immer mehr Ablenkungen von meinem Smartphone zu eliminieren und es fühlt sich fantastisch an. Ich möchte die sozialen Medien übrigens überhaupt nicht verteufeln, ich selbst nutze sie teilweise auch noch. Aber dadurch, dass sie keinen Platz mehr auf meinem Telefon haben, habe ich sie gezielt nicht mehr jederzeit griffbereit, sondern versuche, sie bewusst zu nutzen. Ich habe das Gefühl, die Kontrolle über das Gerät wiedererlangt zu haben.

Distractions” by Daniel Lee is licensed under CC BY-NC-ND 2.0.

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