Ironie und Humor als Maske

Ich habe kürzlich bereits darüber geschrieben, dass ich Probleme damit habe, mich in Gesprächen verwundbar zu zeigen. Mir ist in den letzten Tagen eine weitere Facette dieses Sachverhalts an mir aufgefallen: Ich werfe sehr oft ironische oder lustige Beiträge in den Raum. Das kommt, soweit ich das beurteilen kann, auch oft gut an. Ich verstumme aber gern, wenn es darum geht, ernsthafte Beiträge zu leisten.

Diese Tendenz nehme ich sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich wahr. Damit halte ich meine Gespräche selbst oberflächlich, obwohl ich mich schon lange darüber ärgere, dass ich keine tiefgehenden Gespräche führen kann. Es ist fast wie eine Maske, die ich in der Interaktion mit anderen aufsetze. Ich lasse nichts an mich heran.

Die Frage, die ich mir noch stelle, ist, ob ich keine ernsthaften Beiträge liefere, weil mir keine einfallen oder weil ich Angst vor negativen Reaktionen habe. Vermutlich ist es eine Kombination aus beiden. Und wie so oft ist es auch tagesformabhängig.

Grund 1: Unsicherheit

Es gibt Situationen, in denen mir durchaus etwas einfällt, in denen ich mich mit meiner Meinung aber unsicher fühle, weil ich sie selbst nicht für durchdacht genug halte. Das kann man üben und das habe ich in der Vergangenheit auch getan. Ich habe Meinungen geäußert, die nicht durchdacht waren und ich bin trotzdem nie von meinem Gegenüber dafür verurteilt worden. Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der eine Meinungsäußerung meinerseits negative Konsequenzen hatte.

Ich empfinde es als sehr schwierig, anderer Meinung zu sein als jemand anderes und das offen zu äußern. Insbesondere fällt mir das gegenüber Menschen schwer, die sehr selbstbewusst auftreten und ihre Meinung lautstark in einer Weise kundtun, als ob es gar keine anderen Meinungen geben könnte.

Im beruflichen Umfeld bin ich im Moment in einer Situation, in der ich das sehr gut üben kann: Ich arbeite schon lange im Team und kenne meine Kollegen gut genug, um mich in Gesprächen komfortabel zu fühlen. Außerdem weiß ich, dass ich nur noch bis Ende es Jahres dort arbeiten werde. Somit könnte ich eigentlich ganz entspannt in die Gespräche gehen und meine Meinungen klar kundtun.

Grund 2: Desinteresse

Eine andere, sehr häufig auftretende Konstellation ist, dass mich viele Diskussionen oder Gesprächsthemen einfach nicht ausreichend interessieren, als ich mir darüber tiefgehende Gedanken machen könnte. Wenn mich ein Thema nicht interessiert, fällt mir auch nicht ein, Rückfragen zu stellen, um das Gespräch am laufen zu halten. Ich nehme an, dass meine Gesprächspartner mein Desinteresse sehr schnell bemerken und daher ein Gespräch oft sehr schnell abebbt.

Eine Fähigkeit, die ich mir aneignen möchte, ist, langweilige Gespräche aktiv in eine neue Richtung zu lenken, die mich mehr interessiert. Auch beim langweiligsten Thema kann man interessante Aspekte finden, an die man anknüpfen kann. Das fällt mir noch zu selten sein.

Fazit

Ich glaube, das sind die wesentlichen Hauptkonstellationen, die bei mir zum Abebben der Gespräche führen: zu wenig Interesse am Thema, so dass ich nichts beitragen kann oder Angst vor der Verurteilung durch andere. Gerade letzteres würde ich gern ablegen. Klar kann es sein, dass man in gewissen Situationen heftige Gegenrede erntet, wenn man seine Meinung äußert, aber das gehört zu menschlichen Interaktionen dazu und es schadet sicher nicht, mit solchen Situationen umgehen zu können. Ich kann das überhaupt nicht, weil ich solchen Situationen bereits im Voraus aus dem Weg gehe.

Neben der heftigen Gegenrede bietet das Zeigen von Verwundbarkeit aber auch das Potenzial zu viel tiefgehenderen Gesprächen als denen, die ich im Moment führe und das ist für mich Grund genug, zu versuchen, mich auch von Angesicht zu Angesicht mehr zu zeigen.

Hast Du auch Probleme damit, Dich in Gesprächen verwundbar zu zeigen? Nutzt Du - bewusst oder unbewusst - auch Masken wie Ironie und Humor, um Dich unangreifbar zu machen? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat.

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