Jeder, der regelmäßig seine eigenen Texte veröffentlichen möchte, muss sich früher oder später die Frage stellen, für wen er eigentlich schreibt. Ich habe mich bereits dafür entschieden, täglich zu schreiben und wöchentlich zu veröffentlichen. In diesem Artikel möchte ich klären, für wen ich schreibe. Ich habe mich dazu mit zwei verschiedenen Quellen befasst: “30 Days to Better Writing” von Sean McCabe und “Some Thoughts About Writing: A Minimal Guide” von Patrick Rhone.

Schreiben für eine definierte Zielgruppe

Sean McCabe empfiehlt in seinem Kurs, dass man für eine genau definierte Zielgruppe schreiben sollte. Diese sollte man so detailliert wie möglich beschreiben. Wenn man Ideen für neue Artikel sucht, sollte man sich fragen, was diese Zielgruppe möchte, welche Probleme sie hat und welche Lösungen man ihnen anbieten kann. Jeder Artikel soll ein spezifisches Problem der Zielgruppe lösen. Dieses zielgerichtete Schreiben soll dafür sorgen, dass möglichst viele Personen aus der Zielgruppe immer wieder zu den Inhalten hingezogen werden. Hintergrund ist, dass das Schreiben für McCabe letztlich ein Mittel ist, zu verkaufen.

Schreiben, worauf man Lust hat

Patrick Rhones Idee vom Schreiben ist genau gegensätzlich dazu. Ihm ist wichtig, dass man für sich selbst schreibt und vor allem über Themen, an denen man selbst Spaß hat. Dabei soll man nicht davor zurückschrecken, Persönliches in seinen Texten zu zeigen. Es muss klar sein, dass es sehr lange dauern kann, bis man eine Leserschaft aufgebaut hat und es wäre demotivierend, seinen eigenen Schreibprozess davon abhängig zu machen, wie viele Leute die eigenen Texte lesen. Ziel sollte sein, regelmäßig zu schreiben und stolz auf die eigenen Texte zu sein. Alles andere kommt automatisch.

Bewertung der Ideen

McCabe hat ohne Zweifel gute Ideen, was das Aufrechterhalten der Schreibgewohnheit und des regelmäßigen Veröffentlichungsrhythmuses anbelangt. Aber die Idee, dass jeder Text etwas verkaufen soll, resoniert überhaupt nicht mit mir. Auch nicht, dass ich mit meinen Texten die Probleme anderer Leute lösen soll, damit sie meine Seite immer wieder besuchen.

Andere Tipps von Sean McCabe muss ich noch einmal überdenken: Soll ich gewisse Passagen in meinen Texten visuell hervorheben um den Leser besser zu führen? Hintergrund ist, dass viele Leser Artikel nur überfliegen. Durch hervorgehobene Passagen kann man ihnen helfen, die wichtigsten Punkte mitzunehmen. Es ist traurig, aber in der heutigen Zeit, in der Informationen hauptsächlich durch das Überfliegen von Timelines aufgenommen werden, hat McCabe Recht und die visuellen Hilfen sind eine gute Idee.

Soll ich jeden Artikel mit einem Appell beenden? Bisher tue ich das in der Form, dass ich den Leser dazu auffordere, den Artikel zu kommentieren und zu teilen und dass ich ihn darauf aufmerksam mache, dass er mir auf Twitter folgen kann. Eine Interaktion mit meinen Lesern finde ich wünschenswert, daher werde ich an diesem Appell vorerst festhalten. Der Appell soll aber nicht dazu dienen, den Leser zum Kauf irgendeines Produktes zu bewegen.

Rhones Ansatz ist mir sympathischer. Seine Idee, aus dem eigenen Leben über Dinge zu schreiben, an denen man Spaß hat, gefällt mir viel besser. Ich habe mit einigen Artikeln ein bisschen experimentiert und beispielsweise verschiedene Überschriften ausprobiert, die laut diversen Blogging-Guides mehr Klicks bringen sollen. Um ehrlich zu sein, haben mich meine eigenen Artikel mit diesen Clickbait-Überschriften angewidert. Ich habe noch keinen dieser Artikel veröffentlicht und werde die Überschriften definitiv wieder so ändern, dass sie mir gefallen.

Fazit

Bei der Entscheidung ist letztlich ausschlaggebend, welche Ziele ich mit meinen veröffentlichten Texten erreichen möchte. Möchte ich Clickbait-Artikel schreiben, die viele Leser anziehen? Oder möchte ich Gedanken teilen, die mir wichtig sind, die aber für den Leser nicht sofort ein Problem lösen und daher nicht so oft geklickt werden?

Für mich gibt es nur eine Antwort. Ich möchte mich selbst in meinen Artikeln wiederfinden. Ich möchte mich zeigen. Ich habe das Schreiben in erster Linie begonnen, um meine Gedanken zu klären und zu sortieren, so dass ich sie auch in Gesprächen abrufen kann. Verkaufsartikel zahlen darauf nicht ein. Außerdem möchte ich die Qualität meines Schreibens verbessern. Ich bin überzeugt davon, dass das automatisch passieren wird, wenn ich die tägliche Schreibgewohnheit aufrecht erhalten kann. Das klappt auch, wenn die Texte nicht an eine spezielle Zielgruppe gerichtet sind.

Außerdem wird der regelmäßige Veröffentlichungsrhythmus mit Sicherheit auch über kurz oder lang den ein oder anderen Leser zu mir führen. Mir ist klar, dass das ein Prozess ist, der sich über Jahre hinziehen kann. Schon allein deshalb ist es wichtig, den Erfolg des eigenen Schreibens nicht daran zu messen, wie viele Leser und Klicks man generiert. Stattdessen soll sich mein Erfolg allein daran messen, wie zufrieden ich selbst mit meinen Texten bin. Das Schreiben soll auch ein Raum zum Experimentieren sein. Ich kann mir beispielsweise vorstellen, mich auch mal an einer Erzählung zu versuchen. Ich fühle mich dazu im Moment noch nicht in der Lage, aber beim Lesen von „Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King spüre ich, wie die Lust darauf wächst.

Dieser Artikel ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Schreiben meine Gedanken zu einem Thema geklärt hat. Währenddessen habe ich mich dazu entschieden, Patrick Rhones Ansatz zu verfolgen und für mich selbst zu schreiben. In meinen Texten will ich mich selbst zeigen und ich will nicht davor zurückschrecken, diese Texte zu veröffentlichen. Außerdem werde ich nicht damit anfangen, meine Artikel mit Clickbait-Überschriften zu versehen.

Wie gehst Du an neue Artikel heran? Machst Du Dir über Deine Zielgruppe Gedanken und schreibst Du hauptsächlich für Dich selbst? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.

Typing” by Enric Fradera is licensed under CC BY-ND 2.0.

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